Heute Nachmittag war ich mal wieder im Kino, in einem Film, der schwer in Worte zu fassen ist, der verstört, Beklemmung hervorruft, aber auch auf eine seltsame Weise Hoffnung macht. Die Rede ist von „Adam Resurrected“, im Deutschen „Ein Leben für ein Leben“. Er basiert auf dem Roman des Israeli Yoram Kaniuk aus dem Jahr 1969. Bei uns erschienen als „Adam Hundesohn“. Ich wollte den Film hauptsächlich wegen Jeff Goldblum anschauen, der neben Jim Carrey mein Lieblingsschauspieler Hollywoods ist. Er war schon lange nicht mehr im Kino zu sehen und so habe ich mich auf ein „Wiedersehen“ gefreut. Und war auch gespannt auf seine schauspielerische Leistung, die bei den Kritikern in höchsten Tönen gelobt wird.
Der Film handelt von dem einst in Berlin gefeierten (fiktiven) Kabarett-Künstler Adam Stein, der den Holocaust überlebt hat, aber nur weil er für den Lager-Kommandanten einen Hund „gespielt“ hat. Seine Familie konnte er damit aber nicht retten. Diese Schuld und die Erniedrigung verfolgt ihn nach wie vor. Er lebt knapp 20 Jahre nach Kriegsende in einem Santorium in der israelischen Wüste zur Heilung von psychischen Erkrankungen für Überlebende des Holocaust. Auf den ersten Blick ohne seelische Wunden, aber sein Zynismus zeigt, dass er seine Erlebnisse nicht verarbeitet hat. Bis ein Junge ins Institut kommt, der ein Hund ist: er kann nur bellen und geht auf allen Vieren. Die Konfrontation mit seinen tiefsten Wunden ruft in Adam zuerst Aggressionen, Wut, Entsetzen hervor und treibt ihn fast in den Tod. Doch dann beginnt er, sich um den Jungen zu kümmern und schafft es, aus dem Hund einen Menschen zu machen. Dadurch kann er auch sich selbst heilen und seine inneren Dämonen besiegen.
Wie gesagt, ein Film, der einen nicht kalt lässt und noch lange nachhallt. Ich kann nicht richtig beschreiben, was ich fühle: Nachdenklichkeit, ja, aber noch mehr … Bewunderung. Bewunderung für Adam Stein, dass er sich aus der inneren Verstrickung gelöst hat, den Dämon (in Person des Lager-Kommandanten) zerstört hat. Übrigens eine der eindruckvollsten Szenen des ganzen Films. Seltsamerweise war für mich das Thema Holocaust nicht das Vordergründige, trotz mancher erschütternder Szenen. Vielmehr sind es die Selbstheilungskräfte, die in uns liegen, die selbst eine Erniedrigung heilen können, wie die des Adam, mit der er nicht (wie erhofft) seine Familie retten konnte und sich zudem von seiner überlebenden Tochter Opportunismus vorwerfen lassen muss. Diese Kräfte können aber nur wirken, wenn wir uns den Problemen stellen.
Das Besondere an diesem Film ist außerdem, dass zum ersten Mal deutsche und israelische Schauspieler in einem Film über den Holocaust miteinander spielen. Die deutsche Schauspielergarde ist gut vertreten, aber nur in kleinen Nebenrollen, bis auf Joachim Król, der sehr gut ist. Der Meinung der Kritiker bezüglich der Leistung von Jeff Goldblum kann ich mich nur anschließen: Grandios! Trotz der blöden deutschen Synchronisation (angekündigt war OmU) eine herausragende Darstellung, bei der man erkennt, dass er sich sehr intensiv auf die Rolle vorbereitet hat. Warum er dafür für den Oscar nicht mal nominiert wurde, wird das Geheimnis der Academy bleiben …