Ach, es ist Fußball-Weltmeisterschaft?
Die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer geht los – und es interessiert mich kein bisschen. Ich werde kein einziges Spiel schauen und wer Weltmeister wird ist mir auch egal. Das sage ich, die seit ihrem 12. Lebensjahr ein glühender Fußballfan war! Es hat zudem recht wenig mit mir zu tun, der Sport an sich (nicht nur Fußball) begeistert mich immer noch, passiv wie aktiv.
Im Sommer habe ich mir beim den European Championship zum ersten Mal Bahnradfahren live angesehen und war begeistert. Auch wenn ich manche Regeln nicht ganz verstanden hatte, war es unglaublich spannend und aus deutscher Sicht sehr erfolgreich. Auch beim Triathlon der Männer habe ich mit allen Athleten mitgefiebert und alle angefeuert, vom ersten bis zum letzten. Und mit mir die vielen Menschen, die an der Strecke standen.
Mir wurde dabei bewusst, was mich am Profifußball die letzten Jahre immer mehr abgestoßen hatte. Es geht dort nur noch um den Kommerz, darum die Kuh Fußball möglichst gewinnbringend zu melken. Und man geht dabei buchstäblich über Leichen. Es wurden neue Wettbewerbe wie die Super oder Nations League eingeführt, die noch mehr Kohle bringen sollen. Der Fußball, der Sport an sich, ist nur Nebensache.
Zu Beginn meiner Fußballbegeisterung habe ich über jedes Spiel „meines“ VfB Stuttgart Buch geführt, vor allem über meine Lieblingsspieler Hansi Müller und Karlheinz Förster. Den jährlichen Kicker Almanach habe ich praktisch auswendig gelernt. Ich bin sogar mal extra nach Innsbruck gereist, um endlich mal den von mir sehr verehrten Hansi Müller live spielen zu sehen, der bei den anderen Spielen in München und Stuttgart leider nicht mitspielte. Aber auch dieser Aufwand war leider umsonst. Meine in Fußballdingen desinteressierte Freundin im Ruhrpott, die ich im Sommer 2007 besuchte, musste mit mir in einer Kneipe die Live-Konferenz anschauen, als der VfB am letzten Spieltag Meister wurde. Mann, war ich glücklich!
Irgendwann danach schwand mein Interesse immer mehr. Die Weltmeisterschaft 2014 war das letzte Ereignis, bei dem ich emotional involviert war. Danach war die Nationalmannschaft nur „Die Mannschaft“, eine Marke, mit der ich mich immer weniger identifizieren konnte. Die Bundesliga ist im Grunde langweilig, das einzig Interessante ist, wer absteigt. Die Transfersummern und Gehälter für Spieler erreichen absurde Höhen, die nach meiner Ansicht durch nichts gerechtfertigt sind. Und dann noch das dauernde Mimimi der Spieler, wenn sie „englische Wochen“ haben, also zweimal die Woche spielen müssen – es soll ja Arbeitnehmer geben, die mindestens fünf Tage die Woche arbeiten, für einen Bruchteil des Gehalts. Der Profifußball ist inzwischen für mich eine andere Welt, an der ich nicht mehr teilhabe und auch nicht mehr teilhaben will. Mit der Vergabe der WM an Katar war für mich der Profifußball endgültig gestorben. Deutlicher konnte man kaum zeigen, dass der Fußball nur das Vehikel ist, um Geld zu scheffeln.
Ich versuchte dann, mich für den Frauenfußball zu begeistern, aber das gelang nicht so richtig. Ich finde Fußball inzwischen meistens langweilig, ganz im Gegensatz zu Handball oder Eishockey. Schwimmen könnte ich sowieso stundenlang schauen.
Ich will mich wieder für den Sport selber begeistern und ich bewundere jeden Einzelnen, der Jahre lang dafür trainiert, um bei Wettkämpfen erfolgreich zu sein. Es ist mir dabei egal, ob der Sportler Olympiasieger wird oder als letzter ankommt, Profi oder Amateur ist, jeder hat sein Bestes gegeben, ist über sich hinausgewachsen und hat seinen inneren Schweinehund überwunden. Darum werde ich mich wieder mehr den vermeintlichen „Randsportarten“ zuwenden, vor allem meinem heißgeliebten Schwimmen. Der Fußball – das war einmal.

